Wie Tiere so stehen auch Puppen zwar selten im Mittelpunkt meiner Bilder, sind jedoch Schlüsselelemente und dramaturgische "Bewegerinnen", das heißt, an der ihnen zugeschriebenen Rolle misst sich die Bildintention. In diesem erzählerischen Ansatz fühle ich mich alten Texttraditionen wie Märchen und Mythen verbunden. Puppen scheinen in der Tradition der Surrealisten — beispielhaft Hans Bellmer mit Unica Zürn — für den kindlich-weiblichen Körper als Gegenstand sexueller bis pornographischer Phantasien, also für Opfer zu stehen. Ich verstehe sie als Speicherobjekte von kulturellen Selbstverständnissen (Puppen in Asien versus Mitteleuropa, und Afrika), die ein Bewusstsein zur Reformulierung weiblicher Rollenbilder eröffnen. Eine Puppe als stille Akteurin der Emanzipation und Wandlung?
Maria Wirth, November 2024